Jede Generation tickt anders. In der Arbeitswelt können die unterschiedlichen Werte, Ziele und Ideen für kontinuierliche Veränderung und Innovation sorgen, stellen Unternehmen aber auch vor erhebliche Schwierigkeiten. Auch das Recruiting muss sich ständig weiterentwickeln, um die nachfolgenden Jahrgänge effektiv anzuwerben.
Besonders tückisch scheint das Recruiting der Gen Z: Die jüngste Riege von Arbeitnehmenden hat starke Ideale und legt mehr Wert auf die eigene Lebensgestaltung als auf die Wünsche des Arbeitgebers. Was wie ein Alptraum für Employer Branding, Management und Co. klingt, benötigt tatsächlich nur eine andere Herangehensweise. Wie diese aussehen könnte, haben wir im Folgenden zusammengefasst.
Merkmale und Werte der Gen Z
Die “Generation Z” umfasst junge Menschen, die ab dem Jahr 1996, nach Ansicht einiger Forscher auch ab 1999, geboren wurden. Sie folgen auf die Millennials und werden wiederum von der “Generation Alpha” (geboren ab 2013) abgelöst.
Das Aufwachsen in einer digitalen Welt, das mit der Vorgängergeneration begann, hat mit den Z’s seinen Höhepunkt erreicht: Sie sind es gewohnt, ständig online zu sein und die endlosen Informationsströme des Internets zu jeder Zeit zu verarbeiten. Die Bezeichnung “Generation TikTok” ist ebenfalls geläufig, da die beliebte chinesische App ein ideales Beispiel für den blitzschnellen und banalen Charakter des Medienkonsums darstellt.
Während die digitale Welt bisher als künstliche Erweiterung oder Alternative zum “echten Leben” galt, nimmt sie für die Gen Z einen anderen Stellenwert ein: Sie bildet einen völlig normalen Teil der eigenen Persönlichkeit und unterscheidet sich in ihrer Bedeutung nicht von der physischen Realität.
Interessanterweise überträgt sich dieser Effekt auch auf zwischenmenschliche Beziehungen. Freundschaften, familiäre und berufliche Kontakte werden ebenso selbstverständlich via WhatsApp und Co. gepflegt wie romantische Verbindungen. Sie gelten als genauso wertvoll, wie der “echte” Kontakt und nicht länger nur als minderwertiger Ersatz.
Doch die physische Welt wird keineswegs ignoriert: Die jungen Leute sind sich zum Beispiel der Folgen des Klimawandels voll bewusst. Als erste Generation wuchsen sie mit der Gewissheit auf, dass ihre Lebensgrundlage (insbesondere Nahrung und Trinkwasser) bereits zerstört wurde. So ist es kaum verwunderlich, dass sie ihre Zukunftsaussichten in Umfragen düsterer bewerten, als sämtliche Vorgänger.
Anforderungen der Generation Z an das Recruiting
In der Arbeitswelt stellen die Z’s durch ihre abweichenden Ideen und Werte einiges auf den Kopf. In Anbetracht der schwierigen Lage aus Global Warming, Kriegen und genereller Unsicherheit ist es nicht verwunderlich, dass sich Anforderungen an einen Arbeitgeber entsprechend unterscheiden.
Die Vorstellung von Karriere um jeden Preis – auch auf Kosten der eigenen Gesundheit und des Privatlebens – die frühere Jahrgänge antrieb, ist unter den jungen Menschen kaum noch zu finden. Denn wer weiss, ob man sich mit dem Verdienst morgen überhaupt noch etwas kaufen kann? Stattdessen ist Work-Life-Balance, Abwechslung und Spass auf der Arbeit und das soziale Miteinander der Kolleginnen und Kollegen entscheidend.
Ein Recruiting, das Gehalt, Karriere und klassische Aufstiegschancen hervorhebt, kommt hier nicht weit. Interessant am Arbeitsmarkt ist stattdessen, wer das Privatleben der Mitarbeitenden wertschätzt und den Wunsch nach Flexibilität und Kreativität bedient.
Die vielleicht wichtigste Lektion, die man beim Recruiting der Gen Z verinnerlichen sollte, ist aber Ehrlichkeit. Denn die Zielgruppe besitzt unvergleichliche Medienkompetenz und lässt sich nicht täuschen! Dies gilt sowohl für schlecht geschauspielerte Recruiting Videos als auch Angaben zum Betriebsklima (“jung, spontan, kreativ, flache Hierarchien…”), die sich über Bewertungsportale und Social Media schnell widerlegen lassen.
Strategien für das erfolgreiche Recruiting der Gen Z
Employer Branding für die jüngsten Arbeitnehmenden funktioniert heute via TikTok und Snapchat, WhatsApp und Telegram, oder anderen Social Media Apps. Die Kommunikation läuft ebenso digital ab. Früher oder später muss dieses moderne Recruiting aber in die traditionellen Prozesse, inklusive Vorstellungsgespräche und Arbeitsverträge, überführt werden.
Viele HR-Abteilungen versuchen sich hier an halb digitalen, halb analogen Zwischenlösungen – mit fürchterlichen Resultaten! Stattdessen hat sich ein zweigeteiltes Recruiting bewährt: Die Kommunikation erfolgt zunächst formlos und schnell via App. Scheint eine Kandidatin oder ein Kandidat ernsthaft interessiert, folgt der Wechsel in den “klassischen” Hiring-Prozess – das bedeutet jedoch keineswegs, dass hier keine modernen Methoden mehr zum Einsatz kommen dürfen. Ein Vorstellungsgespräch via Video-Call ist beispielsweise trotzdem gern gesehen.
Noch wichtiger, als der Recruiting Prozess ist jedoch die Qualität des Arbeitgebers! Loyalität und enge Bindung an den Betrieb sind unter jungen Arbeitnehmenden kaum noch zu finden. Ein Umstand, den man der Generation Z oft vorwirft. Aber auch die Unternehmen haben sich in Sachen Wertschätzung jahrzehntelang nicht mit Ruhm bekleckert und viel zu diesem Problem beigetragen. Wie kann man vor diesem Hintergrund neue, junge Mitarbeitende gewinnen und halten?
Moderne Prozesse und agile Denkweisen im Fokus
Bewährte Strategien umfassen vor allem die Modernisierung und Digitalisierung von Prozessen und Denkweisen: Agile Arbeitsweisen statt Wasserfall-Modell, Förderung von Kreativität und Innovation statt starrer Prozesse, ergebnisorientierte und kooperative Führungskräfte statt steiler Hierarchien … die Punkte, die sich die Generation Z von einem Unternehmen wünscht, wirken Wunder für Produktivität und Mitarbeiterretention und sind daher ohnehin zu empfehlen!
Einen guten Eindruck machen zudem wechselnde und interessante Aufgaben (mit der Freiheit, diese kreativ zu lösen) und die Unterstützung bei der persönlichen Entwicklung. In diesem Zusammenhang sind auch Aspekte wie Homeoffice, Jahresarbeitszeitregelungen, Gleitzeit und ähnlich flexible Ansätze zu nennen.
Sie bilden ein Win-Win für Arbeitnehmende und Unternehmen, da sie besonders attraktiv wirken und gleichzeitig die Produktivität nachweislich steigern können. Zudem ist ihre Einführung oft vergleichsweise einfach möglich. Ein Recruiting, das diese Aspekte hervorhebt, wird viel Aufmerksamkeit erfahren und kann auch die Generation Z zuverlässig ansprechen.