Der Arbeitsvertrag ist unterschrieben und die Vorfreude auf die erste Gehaltszahlung gross! Doch Steuer, Versicherungen und andere Abzüge lassen das Nettogehalt zusammenschrumpfen. Wie hoch der “Schaden” ist, also wie viel tatsächlich auf Deinem Konto landet, ist oft schwer vorherzusagen.
Um Deine Gehaltsvorstellung zu berechnen und gut gewappnet in Verhandlungen zu gehen, können Lohnrechner helfen. Wir zeigen Dir, wie Du die praktischen Tools am besten einsetzt und was Du dabei beachten solltest.
Wie funktioniert ein Gehaltrechner?
Ohne klare Gehaltsvorstellung solltest Du nicht eine Vertragsverhandlung gehen. Viele Arbeitnehmende summieren dazu ihre Ausgaben und addieren zusätzliches Geld fürs Sparen/Investieren, für Luxus und Freizeit sowie einen Puffer. Das Endergebnis ist eine Zahl, die den eigenen Bedarf ausdrückt. Leider handelt es sich dabei aber nur um eine Brutto Gehaltsvorstellung!
Damit dieser Betrag am Ende eines Monats auch wirklich auf Deinem Konto landet, musst Du deutlich mehr verdienen. Denn Steuern und Versicherungen werden von Deinem Gehalt zuerst abgezogen. In Vertragsverhandlungen mit Deinem Arbeitgeber musst Du allerdings immer Deine Brutto Gehaltsvorstellung, also vor allen Abzügen, angeben.
Deshalb ist ein wenig Rechenarbeit nötig, um von Brutto auf Netto zu kommen. Die einfachste Möglichkeit, Deine Gehaltsvorstellung zu berechnen, sind zweifellos Lohnrechner. Diese praktischen Tools findest Du im Internet oder als eigenständige App für Dein Smartphone.
Hier gibst Du zunächst Deine relevanten Daten ein: Alter, Anzahl Kinder und Dein Familienstand sind erforderlich. Zudem musst Du in der Regel ein Bruttogehalt eingeben, damit das Programm Deine Nettoauszahlung berechnen kann. Einige Gehaltsrechner arbeiten auch andersherum und erlauben die Eingabe des gewünschten Nettogehalts, um daraus Deine Brutto Gehaltsvorstellung zu kalkulieren.
Je nach Rechner stehen Dir auch noch weitere Funktionen, wie zum Beispiel ein Rückblick auf die Steuerlast in den vergangenen Jahren oder ein internationaler Vergleich zur Verfügung.
Achtung! Achte darauf, das richtige Tool für Dein Land zu verwenden! Die Programme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unterscheiden sich massgeblich, denn die Steuermodelle sind hier ganz verschieden. Steuerklassen, Freibeträge, Abzüge und Co. fallen also ganz unterschiedlich aus und würden ein falsches Ergebnis erzeugen, wenn Du Deine Gehaltsvorstellung berechnen willst!
So nutzt Du die Tools bei Deiner nächsten Gehaltsverhandlung
Dank eines Gehaltsrechners kannst Du Deine Brutto und Netto Gehaltsvorstellung berechnen und bist so ideal für eine Gehaltsverhandlung gerüstet. Doch ein solches Gespräch ist und bleibt nervenaufreibend – immerhin verhandelst Du hier Dein Einkommen für die nächsten Monate oder gar Jahre!
Gerade bei langfristigen Arbeitsverhältnissen kann es sinnvoll sein, schon bei Vertragsabschluss Zeitpunkte für neue Verhandlungen abzuschliessen. Festgelegte Gehaltserhöhungen sind hingegen ein zweischneidiges Schwert: Sie garantieren Dir einerseits steten Einkommenszuwachs, machen es aber auch schwer, später höhere Zusatzzahlungen herauszuhandeln.
Solltest Du jedoch die Gewissheit festgelegter Steigerungen schätzen, kannst Du auch die langfristige Gehaltsvorstellung mit einem Lohnrechner berechnen.
Damit Deine Verhandlung ein voller Erfolg wird, können wir Dir ausserdem noch einige Tipps mit auf den Weg geben:
Sei Dir Deiner Stärken bewusst
Zögere nicht, eine Gehaltserhöhung einzufordern, wenn Du sie für angemessen hältst. Entscheidend ist dabei sowohl Deine bisherige Leistung, als auch, was Du in Zukunft für das Unternehmen leisten wirst. Bist Du unsicher oder benötigst zusätzliches Material für das Gehaltsgespräch, kannst Du auch ein Portfolio Deiner bisherigen Erfolge zusammenstellen. Es bietet Dir die nötige “Munition” für die eigentliche Verhandlung.
Berücksichtige alle wichtigen Faktoren
Lass Dich nicht über den Tisch ziehen! Fällt Deine Gehaltserhöhung geringer aus, als die aktuelle Realinflation, verlierst Du Geld! Das absolute Minimum für Deine Gehaltsvorstellung sollte also die bisherige Auszahlung + die aktuelle Inflation betragen. Hat sich Dein Lohn seit längerem nicht mehr verändert, solltest Du sogar die jährliche Inflation seither zusammenzählen. War Dein letztes Gehaltsgespräch also zum Beispiel vor zwei Jahren, addierst Du am besten die Inflationsrate des ersten und zweiten Jahres und schlägst diese auf Dein aktuelles Gehalt.
Geh in Nachverhandlung
Die erste Gehaltserhöhung fällt meist höher aus als folgende und kann durchaus zehn oder gar 15 Prozent betragen. Das liegt unter anderem daran, dass neue Arbeitnehmende in qualifizierten Berufen rund 12 Monate benötigen, bis sie sich eingearbeitet haben und ihre volle Leistung erbringen. Klar, dass ein Arbeitgeber in dieser Zeit auch nur einen geringeren Betrag zahlen möchte. Eine Nachverhandlung nach einem Jahr ist daher üblich – mach Dir also keine Gedanken, ein solches Gespräch zu verlangen und eventuell gierig zu erscheinen; es ist ganz normal.
Schätze Deinen Wert für das Unternehmen realistisch ein
Für eingearbeitete Angestellte sind Erhöhungen von drei bis zehn Prozent üblich. Geringere Beträge zu fordern ist nicht sinnvoll, denn eine so niedrige Gehaltsvorstellung zeugt nur von geringem Selbstbewusstsein und kann Dir langfristig schaden. Höhere Forderungen sind möglich, sollten aber durch Deine Leistung gerechtfertigt sein.
Erwarte ein Gegenangebot
Verlange mehr, als Deine tatsächliche Gehaltsvorstellung. Der Arbeitgeber unterbreitet dann wahrscheinlich ein Gegenangebot. Sollte dies über Deinem Gehaltswunsch liegen, kannst Du zugreifen. Dieser Ablauf hat sich in vielen Branchen eingebürgert.
Deine Forderung wurde abgelehnt oder das Gegenangebot ist zu niedrig? Jetzt heisst es: cool bleiben! Drohungen, Betteln oder ausgedachte Angebote anderer Unternehmen ins Spiel zu bringen ist keine gute Idee. Du schadest damit nur Deiner Position im Betrieb. Siehst Du ohne Gehaltserhöhung keine Zukunft mehr in dieser Firma, solltest Du Dich auf rocken.jobs nach einer neuen Position umsehen und das Arbeitsverhältnis dann beenden.
Kommunikation ist das A und O
Bist Du mit dem letzten Gebot Deines Arbeitgebers unzufrieden, willst aber noch nicht die Segel streichen, kann klare Kommunikation helfen. Lass Dir von Deinem Vorgesetzten sagen, was nötig ist, um in Zukunft Deine Gehaltsvorstellung zu erreichen – ihr könnt diese Punkte auch schriftlich festhalten. Hast Du die gewünschte Leistung erbracht, kannst Du auf Deine Gehaltserhöhung bestehen.