Neue Technologien und eine fast vollständige Vernetzung haben einen Schub an Innovationen und Verbesserungen in der Industrie ausgelöst, den man als “Industry 4.0” zusammenfasst. Doch auch andere Branchen schlafen nicht! In der Personalgewinnung halten die neuen Tools und Kommunikationskanäle unter dem Begriff “Online Recruiting” Einzug und stellen einiges auf den Kopf.
Wir haben die wichtigsten Trends und ihre Auswirkungen für Dich analysiert!
Was ist Recruiting 4.0.?
Mit dem digital, online oder 4.0 Recruiting bezeichnet man eine Personalakquise, die sich modernste Technologien und Methoden zunutze macht. Man kann es als Ergebnis (oder Ziel) der Digitalisierung im HR-Bereich betrachten.
Es handelt sich um ein sehr weites Feld mit unterschiedlichsten Aspekten, die das moderne Online Recruiting von historischen Vorgehensweisen unterscheiden. Eine zentrale Treibkraft sind dabei aber die Wünsche der potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten: Sie erwarten eine aussagekräftige Onlinepräsenz auf relevanten Plattformen, nahtlose Bewerbungsprozesse, schnelle Bearbeitungszeiten und mehr.
Regelmässige Updates halten die Bewerbenden während des gesamten Vorgangs auf dem Laufenden. All diese Punkte zahlen letztlich auf die Candidate Experience, den Gesamteindruck der bewerbenden Person ein. Denn dieser entscheidet massgeblich darüber, ob es am Ende des aufwendigen Recruitingprozesses auch tatsächlich zu einer Anstellung kommt, oder eine Wunschkandidatin/ein Wunschkandidat doch noch “abspringt”.
Dass die Personalabteilungen eine Modernisierung bitter nötig haben, zeigt sich immer wieder in Umfragen und Erhebungen: Bis zu 90 Prozent der Unternehmen wickeln ihre Recruitingprozesse ganz oder teilweise ohne Computerunterstützung ab. Jeder sechste Mitarbeitende in deutschsprachigen HR-Abteilungen gibt sogar an, vollständig auf Papier zu arbeiten!
Diese digitalen Massnahmen sind dabei keineswegs optional: In Zeiten des allgegenwärtigen Fachkräftemangels können es sich Unternehmen schlichtweg nicht mehr erlauben, Tools und Kommunikationskanäle ungenutzt zu lassen! Wer nicht in den entsprechenden Netzwerken präsent ist oder einen nahtlosen und hochwertigen Bewerbungsprozess bietet, wird heute von den qualifizierten Fachkräften schlichtweg ignoriert.
Was hat sich im Rekrutierungsprozess verändert?
Online Recruiting ist keine simple Veränderung in der Personalgewinnung, sondern ein Paket aus Dutzenden von Neuerungen. Seit der Zeit von Bewerbungen in Papierform hat sich nämlich einiges getan – auf beiden Seiten! Unternehmen müssen heute zunehmen aktiv nach den passenden Personen für ihre Vakanzen suchen. Ein starker Kontrast zu den Zeiten, in denen eine örtliche Zeitungsannonce mit Postanschrift genügte!
Eine wichtige Veränderung ist die Kundenzentrierung: Im modernen Online Recruiting müssen Firmen die Bewerbenden passend ansprechend und sich in sie hineinversetzen. Der Arbeitsmarkt hat sich stark verändert und Unternehmen können nicht mehr länger nur die von selbst eintreffenden Bewerbungen nach den am besten geeigneten Personen durchgehen.
Neue Trends, die das Online Recruiting ausmachen, sind etwa das Active Sourcing: Recruiter suchen aktiv nach potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten und kontaktieren diese mit attraktiven Angeboten. Sogar Studierende und Fachkräfte, die aktuell noch angestellt sind, werden oft auf diese Weise erfasst, um nach Studienende oder bei einer Kündigung sofort zur Stelle zu sein.
Aufgrund des hohen Aufwands und notwendigen Fingerspitzengefühls lagern viele HR-Abteilungen diese Aufgaben an dedizierte “Headhunter” oder Recruiter aus. Das Online Recruiting verändert zudem Stück für Stück das Aufgabenprofil der Personalprofis: Technisch versiert, ohne das Menschliche der Talentakquise zu vernachlässigen.
Als Standard bei der Personalgewinnung haben sich dabei Online-Plattformen wie Rocken etabliert, auf denen Stellenanzeigen von tausenden von Menschen gesehen werden. Zum Online Recruiting gehört es, hier eine gute Figur zu machen und mit Stellenausschreibung und Unternehmensprofil zu überzeugen.
Daneben spielen Social Media Netzwerke eine immer grössere Rolle für den Bewerbungsvorgang! Instagram, Snapchat, TikTok und Co. dienen nicht nur zur Kommunikation von Vakanzen, sondern geben Bewerbenden Einblick in das Unternehmen, die Kultur, Arbeit, Entwicklungschancen und mehr.
Hier sind die Grenzen zum Employer Branding, dem Aufbau des Unternehmens als attraktiven Arbeitgeber, fliessend. Intern verändern vor allem ATS, Applicant Tracking Systems, die Arbeitsweisen der HR-Abteilungen. Diese Tools extrahieren wichtige Punkte wie Qualifikation und Skills aus Bewerbungen und treffen eine Vorauswahl, um die Durchsicht der Unterlagen zu erleichtern.
Der gesamte Bewerbungsprozess wird im Online Recruiting durch Data Analytics erfasst und ausgewertet. Aus jedem einzelnen Schritt lassen sich wichtige Erkenntnisse ableiten und die Chancen, passende Expertinnen und Experten anzuziehen, steigen. Die datenbasierte Arbeitsweise bringt zahlreiche Vorteile und führt zu kontinuierlichen Verbesserungen in den Prozessen.
Wie sieht die Zukunft des Digital Recruiting aus?
Schon heute ist künstliche Intelligenz das grosse Trendthema im Online Recruiting. In Zukunft dürfte die Bedeutung von KI nur noch zunehmen! Die Programme können administrative Aufgaben enorm vereinfachen. Als Kommunikationsmittel sind sie in der Lage, Bewerbenden in Echtzeit Fragen zu beantworten und Informationen zukommen zu lassen.
Ihre wahrscheinlich wichtigste Aufgabe dürfte jedoch das Vorsortieren von Bewerbungen sein. Besonders bei Tätigkeiten, die keine besondere Qualifikation benötigen, ist die Anzahl der eingehenden Bewerbungen oft gewaltig. AI kann hier helfen, die am besten geeigneten Personen schnell und ohne menschlichen Aufwand zu entdecken.
Auch der Einsatz im Vorstellungsgespräch ist längst keine Utopie mehr: Mit einer Kamera ausgestattet, können die Programme Mimik und Gestik der Bewerbenden erfassen. Softwareanbieter versprechen so schon heute Unwahrheiten, Unsicherheiten oder unerwünschte Charaktereigenschaften entdecken zu können.
Doch die Technologie dürfte erst in Zukunft tatsächliche Serienreife erreichen. Schon heute ist künstliche Intelligenz aber in Form von Chatbots und Co. eine sinnvolle Ergänzung. Grundvoraussetzung ist allerdings ein entsprechender Datenschatz, um die KI-Anwendungen korrekt anzulernen. Analytics und Big Data dürfte also auch in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.