Nur sehr wenige Menschen entscheiden sich für eine berufliche Laufbahn und bleiben dieser ihr ganzes Leben treu. Der Wechsel in verwandte Bereiche oder sogar ein völlig neues Feld ist heute ganz normal. Ein solcher Quereinstieg kann jedoch einiges an Überwindung kosten und hält seine ganz eigenen Herausforderungen bereit!
Wir zeigen Dir, was für einen solchen Neustart sprechen kann, worauf Du achten solltest und mit welchen Tipps und Tricks der Quereinstieg besser gelingt.
Warum entscheiden sich Menschen für einen Quereinstieg?
Unsere Karriere legen wir meist schon sehr früh fest: mit einer Ausbildung, der Wahl des Studiums oder der ersten Anstellung. Wie vieles im Leben können sich aber auch unsere beruflichen Interessen und Vorlieben später verändern. Gründe für einen Quereinstieg in ein anderes Feld gibt es viele!
Vielleicht merken wir einfach, dass der gewählte Beruf nicht zu uns passt – diese Erkenntnis kann uns erst nach vielen Jahren oder schon am ersten Arbeitstag treffen! Aber auch, wenn der bisherige Job Freude macht und genau das Richtige ist, kann sich ein Gefühl von „Ich brauche etwas Neues!” entwickeln. Stetiger Wandel ist eine Grundkonstante unseres Lebens, die sich auch auf der Arbeit zeigt.
Freiwilliger oder unfreiwilliger Berufswechsel?
Etwas weniger angenehm sind oft die Gründe, die uns zum Quereinstieg zwingen: Gesundheitliche Einschränkungen können jederzeit auftreten und die bisherige Tätigkeit unmöglich machen. Nervenerkrankungen und Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparats sind die häufigsten Ursachen für eine Berufsunfähigkeit.
Bei gesundheitlichen Problemen kann ein Quereinstieg in ein anderes Berufsfeld eine sinnvolle Konsequenz bilden. So wäre zum Beispiel der Wechsel von einer körperlich anstrengenden Tätigkeit in einen Bürojob möglich, um die Belastung zu reduzieren.
Auch eine Veränderung aufgrund Karriere- oder Zukunftsaussichten ist in der Regel eher unangenehm. Ist der Arbeitsmarkt für eine Branche zu klein, gibt es kaum Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Einige Berufsbilder sterben sogar völlig aus, etwa, weil neue Technologien sie obsolet machen. In diesem Fall entscheiden sich viele Arbeitnehmende, rechtzeitig etwas Neues zu suchen.
Herausforderungen des Quereinstiegs
Die gute Nachricht vorneweg: In Zeiten des allgegenwärtigen Fachkräftemangels sind die Voraussetzungen für Quereinsteiger denkbar günstig! Zahlreiche Unternehmen akzeptieren Menschen mit abweichender Qualifikation oder sind sogar bereit, für eine entsprechende Umschulung/Weiterbildung aufzukommen.
Eine solche berufliche Umorientierung ist jedoch auch mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Dabei ist sicherlich zuerst die fachliche Qualifikation zu nennen: Selbst bei Berufsbildern, die Gemeinsamkeiten aufweisen, ist ein Wechsel nicht einfach. Zahlreiche neue Fähigkeiten müssen erlernt und Wissen aufgebaut werden.
Dies äussert sich auch in einer überdurchschnittlich langen Einarbeitungszeit, die Arbeitgeber bei einem Quereinstieg akzeptieren müssen. Zum Vergleich: Üblicherweise rechnet man mit einer Einarbeitungsphase von 12 Monaten für qualifizierte Berufe, bis ein Neuzugang volle Produktivität liefert. Für Quereinsteiger kann sich dieser Zeitraum noch deutlich verlängern.
Auch im Verhalten der anderen Mitarbeitenden kann sich dies äussern. Sie sind nicht immer sofort froh über den scheinbar unqualifizierten Neuling. Dies wird teilweise durch die abweichende Kultur verstärkt: Wer aus einer anderen Branche kommt, ist oft ein anderes Miteinander gewohnt und kann in der Anfangszeit Schwierigkeiten haben. Hier ist unter Umständen ein dickes Fell nötig, bis sich die Kollegen erwärmen.
Praktische Tipps für einen reibungslosen beruflichen Neustart
Der erfolgreiche Quereinstieg beginnt mit dem richtigen Mindset: Wer sich auf den Wechsel einlässt, muss sich klarmachen, dass die ersten Wochen schwierig werden können. Doch mit der Zeit werden sich die fachlichen Puzzlestücke zusammenfügen und das Gesamtbild klar. Durchhaltevermögen und ein realistischer Blick auf die Timeline sind hier unverzichtbar.
Auch eine gesunde Portion Selbstvertrauen ist hilfreich. Das Problem: Wer zu überzeugt von sich selbst ist, macht den Umgang mit den neuen Kollegen unter Umständen noch schwieriger. Denn ein Neuzugang, der noch nicht weiss, wie der Laden läuft, kann auf Ressentiments stossen. Ist diese Person zugleich noch übertrieben selbstbewusst, entsteht ein sehr unsympathischer Cocktail.
Falls Du mit dem Gedanken eines Quereinstiegs spielst, aber noch kein konkretes Ziel vor Augen hast, hilft ein persönliches Brainstorming: Welche Themengebiete interessieren Dich, welche Fähigkeiten und Kompetenzen bringst Du mit? Branchen, die Überschneidungen zu Deinem bisherigen Arbeitsfeld (oder Ausbildung, Studium …) aufweisen, sind eine naheliegende Wahl, die weniger Aufwand verursacht.
Aber auch eine völlige 180°-Wendung ist denkbar: vom Maurer zum Klavierlehrer, von der Ärztin zur Softwareentwicklerin – alle Kombination sind theoretisch möglich. Hast Du ein interessantes Gebiet entdeckt, hilft ein Blick auf den Arbeitsmarkt: bei Rocken siehst Du sofort, wie viele Vakanzen es gibt und ob auch ein Quereinstieg möglich wäre.
Grosses Weiterbildungsangebot
Eine grosse Hilfe können Umschulungen und Weiterbildungen bieten. Sie werden von verschiedenen Trägern angeboten und helfen Dir, schnell in der neuen Branche Fuss zu fassen und die notwendige Qualifikation aufzubauen. Eventuell kannst Du solche Massnahmen direkt mit Deinem neuen Arbeitgeber planen, um den Quereinstieg so ideal zu gestalten.
Auch Praktika können einen wichtigen Beitrag leisten, da Du durch sie einen direkten Einblick in den neuen Beruf erhältst. Leider schrecken vor allem ältere Arbeitnehmende davor zurück: Sie halten Praktika oft für eine Massnahme, die ausschliesslich für Jugendliche oder junge Studierende geeignet sei – ein Irrglaube!
Hast Du eine neue Position gefunden, empfiehlt es sich, von Anfang an eng mit dem neuen Unternehmen zusammenzuarbeiten, um Deine neue Karriere in Fahrt zu bringen. Ein Mentorenprogramm kann dabei helfen, schnell die Grundlagen zu erlernen. Auch regelmässiges Feedback mit Deinen Vorgesetzten oder Kollegen leistet dazu einen wichtigen Beitrag.