Die Begriffe Job Enlargement, Job Rotation und Job Enrichment beschreiben vielversprechende Instrumente der Personalentwicklung. Mit allen dreien versuchen Unternehmen, Stellen attraktiver zu gestalten und so die Motivation ihrer Mitarbeiter zu erhöhen. Während die drei Methoden also dasselbe Ziel verfolgen, bedienen sie sich jeweils unterschiedlicher Mittel. Der folgende Beitrag verrät Dir, was die jeweiligen Konzepte beinhalten und welche Chancen sie bieten.
Strategische Personalentwicklung als wichtige Ressource in Zeiten des Fachkräftemangels
Das Steigern der Arbeitgeberattraktivität wird für Unternehmen jeder Größe und Branche immer wichtiger. Arbeitgeber sind darauf angewiesen, Mitarbeiter möglichst langfristig an sich zu binden, um keine Fachkräfte zu verlieren. Grundvoraussetzung dafür, dass sich alle Mitarbeiter wohl fühlen und ihrem Arbeitgeber erhalten bleiben, ist ein positives, unterstützendes Arbeitsklima. Ausserdem gilt es, sich am Arbeitsmarkt als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren und so neue Mitarbeiter zu gewinnen. Dabei hilft eine strategische Personalentwicklung.
Zur Personalentwicklung zählen etliche Methoden und Massnahmen. Unter diesen sind die drei hier beschriebenen besonders geeignet, Abwechslung in den Arbeitsalltag zu bringen. Gemein haben die drei Instrumente, dass die Beschäftigten mit ihnen im zeitlichen Verlauf immer wieder andere Aufgaben erhalten. Durch diese Variation der Aufgaben will man Monotonie und Langeweile bei den Mitarbeitern verhindern und ausserdem ihre berufliche Entwicklung voranbringen.
Job Enlargement, Job Enrichment und Job Rotation
Die jeweils letzte Einheit der Begriffspaare (Enlargement, Enrichment, Rotation) bezeichnen die Art und Weise, in der sich die neu hinzukommenden Tätigkeiten zu den bisherigen Aufgaben verhalten. Die drei Konzepte fallen unter die Kategorie «Training on the job». Das bedeutet, dass sie während der Arbeitszeit umgesetzt werden.
Job Enlargement (Aufgabenerweiterung)
Job Enlargement meint die Erweiterung des Aufgabenspektrums. Das heisst, den betroffenen Mitarbeitern werden zusätzliche, parallel zu den bisherigen zu erfüllende Aufgaben zugewiesen. Man erhofft sich, auf diese Weise Abwechslung in den Arbeitsalltag zu bringen und die Motivation der Arbeitnehmer zu stärken.
Das Konzept hat einiges für sich, denn viele Arbeitnehmer sehen neue Aufgaben als Herausforderung. Zum Beispiel könnte ein Mitarbeiter, der bisher für die Internet-Präsenz verantwortlich war, einen Social-Media-Auftritt übernehmen. Wichtig ist, dass die neuen Aufgaben in Schwierigkeitsgrad und Anspruch den bisherigen Aufgaben entsprechen. Weiterbildungen und Beförderungen sind (in der Regel) also kein Teil des Job Enlargement.
Damit es nicht zu Überforderungsgefühlen kommt, sollten Arbeitgeber die Auswirkungen der Massnahme auf die Arbeitszeiten berücksichtigen. Zum Teil verändert sich durch die neuen Aufgaben der Arbeitszeitbedarf der Mitarbeiter.
Job Enrichment (Aufgabenanreicherung)
Ähnlich wie beim Job Enlargement erhalten die Mitarbeiter beim Job Enrichment weitere Aufgaben. Der Unterschied ist, dass die hinzukommenden Aufgaben nun ein höheres Mass an Verantwortung mit sich bringen. Das Ziel ist es, dem Arbeitnehmer zu signalisieren, dass man ihm anspruchsvollere Tätigkeiten zutraut. Arbeitgeber hoffen, auf diese Weise die Mitarbeitermotivation anzukurbeln.
In der Regel ist im Rahmen des Job Enrichment eine Weiterbildung erforderlich. So stellt man sicher, dass die Mitarbeiter die neuen Verantwortlichkeiten adäquat ausfüllen und verhindert Überforderung. Für den Fall, dass die neuen Aufgaben die bisherigen inhaltlich ergänzen, ergeben sich unter Umständen Lösungen für Schnittstellenprobleme und eine verbesserte Organisation. Mit dem Job Enrichment ist ausserdem eine Beförderung, also ein Aufstieg in der Unternehmenshierarchie verbunden.
Job Rotation (Aufgabenwechsel)
Im Rahmen der Job Rotation tauscht der Arbeitgeber die Arbeitsaufgaben seiner Mitarbeiter regelmässig und systematisch aus. Für die Mitarbeiter bedeutet das, dass sie immer wieder neue Aufgaben (anstelle der bisherigen) erhalten. Der Unterschied zum Job Enlargement und Job Enrichment besteht darin, dass die Angestellten Aufgaben abgeben und dafür neue Funktionen übernehmen. Dadurch will man zum einen eingefahrene Abläufe und Routinen verhindern und zum anderen die Flexibilität der Belegschaft fördern.
Ursprünglich für die Fliessbandproduktion entwickelt, kann die Job Rotation auch für Bürojobs sinnvoll sein. So trägt diese Massnahme nicht nur zur Mitarbeitermotivation bei. Sie verstärkt auch das Interesse der Kollegen an den Aufgabenfeldern der anderen beziehungsweise im gesamten Unternehmen. Alle Mitarbeiter werden zu Experten des Betriebs, in dem sie arbeiten, und identifizieren sich mit seinen Zielen. Weil sich die Mitarbeiter im Rahmen der Job Rotation immer wieder neu einarbeiten müssen, rotiert das Fachwissen jedes Einzelnen ganz automatisch im Unternehmen.
Häufig wechseln Mitarbeiter im Zuge der Job Rotation nicht nur ihre Aufgaben, sondern auch das Arbeitsumfeld. Durch diesen Wechsel – zum Beispiel in eine neue Abteilung – erhalten sie neue Perspektiven und wertvolles Erfahrungswissen.
Ein wichtiger Hinweis für Arbeitgeber: Mit jedem Aufgabenwechsel benötigt man zeitliche Ressourcen für die Einarbeitung der jeweiligen Mitarbeiter. Ein weiterer Punkt, der Berücksichtigung finden sollte, ist die fehlende Stabilität der sozialen Beziehungen unter den Beschäftigten.
Job Enlargement, Job Rotation und Job Enrichment: Die drei Instrumente im Vergleich
Vorrangiges Ziel der drei Massnahmen ist der positive Einfluss auf die Motivation der Mitarbeiter. Neben diesem übergeordneten Effekt erhofft man sich aber weitere Vorteile, sollte aber auch nach möglichen Risiken Ausschau halten.
Ein häufig anzutreffender Vorteil des Job Enlargement ist, dass die Mitarbeiter weniger Abstimmungen treffen müssen und so Zeit sparen. Ein Risiko dagegen ist die zeitliche Überforderung der Beschäftigten durch ein Zuviel an Aufgaben.
Grösster Vorteil des Job Enrichment ist die Aktivierung der Angestellten durch das Mehr an Verantwortung. Auch hier droht jedoch unter ungünstigen Bedingungen Überforderung. Als Nachteil können auch die Weiterbildungskosten gesehen werden.
Wesentlicher Vorteil der Job Rotation ist das systematische Rotieren von Fachwissen zwischen den Abteilungen. Währenddessen kann es auch hier zur Überforderung kommen. Ausserdem gilt es, Zeit in die erforderliche Einarbeitung zu investieren.
Fazit
Welches der Instrumente sich am besten für welches Unternehmen eignet, hängt ganz vom Einzelfall ab. So ist es beispielsweise kaum sinnvoll, hochspezialisierten Mitarbeitern neue Aufgaben zuzuweisen und die bisherigen zu entziehen. Denn: Experten lassen sich nicht immer ersetzen. Ausserdem ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der gewünschte Motivationseffekt ausbleibt. Schliesslich kann der betreffende Mitarbeiter seine Expertise nicht mehr so gewinnbringend einsetzen wie zuvor. Im Zweifelsfall gilt es daher, die individuellen Wünsche des Mitarbeiters sowie das jeweilige Stellenprofil einzubeziehen.